Prognose, was uns in diesem Jahrzehnt wohl erwarten wird: Schon das Jahr 2020 begann, gleich Anfang Januar, mit einem biologischen Paukenschlag – dem Ausbruch der Covid-Pandemie. Sie hat viele gesellschaftliche Bereiche tiefergehend verändert. 2021 begann, gleich Anfang Januar, mit einem politischen Paukenschlag – der Erstürmung des Washingtoner Capitols durch Trumpisten. Beide Ereignisse waren wohl nur der Beginn einer größeren Reihe von Paukenschlägen und Transformationen, denn die 2020er dürften (so wir uns nicht sehr irren) ungewöhnlich dynamisch werden.
Zum einen deutet sich an, dass globale Umweltprobleme brisanter werden. Am 02.12.20 hielt der UN-Generalsekretär António Guterres eine Rede zum Zustand des Planeten. Diese begann er so: „Um es einfach auszudrücken, der Zustand des Planeten ist kaputt. Liebe Freunde, die Menschheit führt einen Krieg gegen die Natur. Das ist selbstmörderisch. Die Natur schlägt immer zurück – und sie tut es bereits mit wachsender Kraft und Wut. Die Artenvielfalt kollabiert. Eine Million Arten sind vom Aussterben bedroht. Ökosysteme verschwinden vor unseren Augen. Wüsten breiten sich aus. Feuchtgebiete gehen verloren. Jedes Jahr verlieren wir 10 Millionen Hektar Wald. Die Ozeane sind überfischt – und ersticken im Plastikmüll. […] Korallenriffe bleichen und sterben ab. Die Luft- und Wasserverschmutzung tötet jährlich 9 Millionen Menschen.“
Jede dieser Diagnosen lässt sich mit wissenschaftlichen Studien klar belegen. Diese Vorgänge werden in den 2020ern eskalieren, denn international ist noch kein angemessener zivilgesellschaftlicher und politischer Wille zum Gegensteuern erkennbar. Folglich werden die Auswirkungen auf die menschlichen Gesellschaften ebenfalls eskalieren – z.B. Wetterextreme mit Wasserknappheit und Überschwemmungen, Bodenerosion, Missernten, Migrationen und gewalttätige Konflikte.
Zudem geht die technologische Entwicklung weiter. Nachdem die bemannte Raumfahrt in den frühen 1980ern eingestellt wurde, wird sie in den 2020ern ein Comeback erleben. Die Automatisierung wird mit Produktionsrobotern, 3D-Druckern, autonomen Fahr- wie Flugzeugen und Künstlicher Intelligenz an Dynamik gewinnen und viele Industriebereiche umgestalten.
Kurz: Es wird schon wegen dieser Entwicklungen ein wildes Jahrzehnt (weitere kommen hinzu). Die Bedingungen ein gutes Leben führen zu können, werden in den 2020ern zunehmend von äußeren Bedingungen beeinflusst, die sich der Kontrolle des Individuums entziehen. Bibliotheken der Dinge halten diese Veränderungen nicht auf. Sie können die Umweltbelastungen jedoch verringern und die Bedingungen für ein gutes Leben verbessern, indem sie z.B. den Zugang zu vielen Dingen vom Einkommen entkoppeln und den Verbrauch von Rohstoffen und Energie senken, die zur Produktion von Dingen erforderlich sind.
Seine Rede beendete Guterres mit folgenden Worten: „Frieden mit der Natur zu schließen ist die entscheidende Aufgabe des 21. Jahrhunderts. Es muss die oberste, oberste Priorität für jeden sein, überall.“ Auch deswegen meinen wir, dass sich Bibliotheken der Dinge, zusammen mit anderen ökologischen und sozialen Innovationen, in den 2020ern in zunehmend mehr Ländern zunehmend mehr durchsetzen werden.
Literatur: António Guterres (2020). Sectretary-General’s adress at Columbia University: „The State oft he Planet.“ auf: un.org