Mission

Bibliotheken der Dinge: Die Mission

Auch wir wissen es: Webseiten sind nicht der Ort für kilometerlange Ausführungen. Aber wir müssen trotzdem mal ernst und etwas ausführlicher werden.
In seinem Buch DIE HERRSCHAFT DER DINGE über die Geschichte des Konsums, schreibt der Historiker Frank Trentmann:

„Wir sind von Dingen umgeben. In den Garagen von Los Angeles stehen häufig keine Autos mehr, sondern Unmengen von Aufbewahrungskartons. In Großbritannien gab es 2013 sechs Milliarden Kleidungsstücke, rund einhundert pro Erwachsenem; ein Viertel von ihnen verlässt nie den Kleiderschrank. Ein Deutscher nennt im Durchschnitt zehntausend Gegenstände sein Eigen.

Natürlich besaßen die Menschen schon immer Dinge, und sie benutzten sie nicht nur zum Überleben, sondern auch für Rituale, zum Vorzeigen und zu ihrem Vergnügen. Aber die Besitztümer die sich in einem vormodernen Dorf oder bei indigenen Gruppen finden, verblassen neben dem wachsenden Berg von Dingen in hochentwickelten Gesellschaften wie unseren.“ (Trentmann 2017 S. 11)

Abb.1: Trentmann 2017
Abb. 2: UNEP 2019: Global Resources Outlook. S. 27 f., auf: resourcepanel.org

Das Ressourcenproblem

Seit der Mitte des 20. Jh. steigt der globale Verbrauch an Rohstoffen steil und schneller an. Hast Du schon mal darüber nachgedacht, wie viel Rohstoffe (z.B. Holz, Sand, Erdöl, Metalle) die Menschheit jedes Jahr verbraucht, um all die Dinge herzustellen, die wir kaufen können?

1970 waren es nach Angaben der UN es 27 Milliarden Tonnen, 2017 bereits über 90 Milliarden Tonnen (siehe Abb. 2).

Zwar wird längst nicht alles für die Produktion von Gebrauchsgegenständen aufgewendet, aber ein großer Teil – zumal noch nie so viele Menschen auf der Erde so viel hatten wie in der Gegenwart.

Wo kommen denn all die Materialien her? Tja, das ist das Problem: Aus der natürlichen Umwelt und deswegen nehmen die globalen Umweltschäden mit dem steigenden Verbrauch der Rohstoffe zu. Verschlechtert sich der Zustand der globalen Umwelt, verschlechtern sich auch die globalen Wirtschafts- und Lebensbedingungen. Deswegen geht uns das alle etwas an.

Was also tun?

Man könnte weniger konsumieren und genügsamer leben. So lebte Diogenes in seiner Tonne, so wollen die meisten Menschen aber nicht leben. Und das müssen sie auch nicht, denn Bibliotheken der Dinge können der Herrschaft der Dinge etwas entgegensetzen. Diese neuen Bibliotheken tragen dazu bei, dass Rohstoffe eingespart werden, ohne dass der materielle Wohlstand dabei abnimmt. Obendrein erteilen sie dem Müll eine Abfuhr – zumindest dem Verpackungsmüll. Wenn nämlicher weniger Dinge hergestellt und verkauft werden müssen, dann müssen auch weniger Dinge verpackt und weniger Verpackungen hergestellt werden.

Abb. 3: Diogenes, von Jean Leon Gerome (1824-1904), Wikipedia Commons
Abb. 4: Banksy (frei)

Bibliotheken der Dinge: Die Lösungen

Bibliotheken der Dinge wenden sich noch einem zweiten Problem zu: In modernen Gesellschaften sollte die soziale Ungleichheit – d.h. die einstmals große Kluft zwischen arm und reich – verkleinert werden, indem alle Bürger und Bürgerinnen die gleichen Chancen zu Bildung und hohem Einkommen eingeräumt wurden. Faktisch blieb ein hohes Maß an Ungleichheit bestehen. Denn es ist ja so: Wer als Kind wohlhabende Eltern mit hoher Bildung und vielen nützlichen Kontakten hat, hat größere Chancen auf einen Hochschulabschluss, einen guten Job mit gutem Einkommen. Wer als Kind andere Eltern hat, kann das alles zwar auch erreichen – aber mit einer deutlich geringeren Wahrscheinlichkeit, weil seine Ausgangsposition nun mal eine schlechtere ist. Niemand hat Schuld daran, aber die soziale Ungleichheit ist auf diese Weise ein Problem geblieben.

Dieses Problem können wir auch nicht aus der Welt schaffen, aber: Bibliotheken der Dinge ergänzen das Prinzip der Chancengleichheit mit dem Prinzip der Zugangsgleichheit: Alle, ungeachtet ihres Einkommens, haben Zugang zu einem großen (und mit der Zeit größer werdenden) Spektrum an Dingen. Denn wie in einer Bibliothek braucht man nur einen geringen Jahresbeitrag zahlen, um viele Gebrauchsgegenstände nutzen zu können.

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