Künstliche Intelligenz und wir

OpenAI, ein Institut zur Erforschung Künstlicher Intelligenz, hat seinen Text-Generator ChatGPT öffentlich gemacht. Nun kann man also die KI nutzen, um Texte schreiben zu lassen. Möchte ich ausprobieren, denn ich habe schon länger den Verdacht, dass KI menschliche Gesellschaften in den kommenden Jahrzehnten gehörig durcheinanderwirbeln wird.

Also weise ich die KI (auf engl.) an: Schreibe einen Artikel mit 400 Wörtern über die Konsumgesellschaft und die planetaren Grenzen im Anthropozän. Nenne Pro- und Contra-Argumente, ob Bibliotheken der Dinge eine Lösung sind, um die Ökosysteme nicht weiter zu schädigen.

Die KI überlegt überhaupt nicht und spuckt sofort ganze Sätze aus. Nach 3 Sekunden (!) hat sie folgenden Text verfasst, den ich mittels eines KI-Übersetzungsprogramms (deepL) binnen 2 Sekunden übersetzt und wortgetreu übernommen habe. Im Englischen hat der KI-Artikel übrigens 347 Wörter:

„Das Anthropozän ist eine neue geologische Epoche, die durch die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf die Ökosysteme der Erde definiert ist. Der Aufstieg der Konsumgesellschaft mit ihrer Betonung von Bequemlichkeit und sofortiger Befriedigung hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Umwelt und die Ressourcen des Planeten gehabt. In diesem Artikel wird untersucht, wie sich die Konsumgesellschaft auf die planetarischen Grenzen im Anthropozän ausgewirkt hat, und es wird diskutiert, ob Bibliotheken der Dinge eine praktikable Lösung sein könnten, um unseren ökologischen Fußabdruck zu verringern.

Die Konsumgesellschaft ist mit einem Anstieg des weltweiten Verbrauchs verbunden, der die planetarischen Grenzen überschritten hat. Dazu gehören die übermäßige Ausbeutung natürlicher Ressourcen wie Wasser, Land und Artenvielfalt, erhöhte Emissionen von Treibhausgasen und die Störung des Stickstoffkreislaufs. Diese Aktivitäten haben zu einer erheblichen Umweltzerstörung geführt, die sich in Klimawandel, Artenschwund, Luftverschmutzung und anderen negativen Auswirkungen niederschlägt.

Die Idee hinter den Bibliotheken der Dinge ist, dass Einzelpersonen Produkte für den persönlichen Gebrauch nicht mehr kaufen, sondern aus einem gemeinsamen Bibliothekssystem ausleihen können. Dies würde den mit der Herstellung und Entsorgung von Produkten verbundenen Abfall reduzieren und gleichzeitig den Verbrauch insgesamt senken. Es könnte auch zu einem nachhaltigeren Lebensstil beitragen, da die Menschen dazu ermutigt werden, Ressourcen gemeinsam zu nutzen, anstatt jedes Mal, wenn sie etwas brauchen, neue zu kaufen.

Auf der positiven Seite könnten Bibliotheken von Dingen sowohl für die Verbraucher als auch für die Umwelt von Vorteil sein, da sie den Verbrauch und die Abfallproduktion verringern. Indem Gegenstände zum Ausleihen statt zum Kauf zur Verfügung gestellt werden, könnte dies auch zu Kosteneinsparungen bei den Verbrauchern führen, die bestimmte Gegenstände nicht langfristig besitzen müssen oder wollen. Außerdem könnte es die Menschen dazu anregen, ihre Einkäufe sorgfältiger zu überdenken, da sie Gegenstände nur vorübergehend ausleihen können, anstatt sie direkt zu kaufen.

Nachteilig ist, dass Bibliotheken nicht für jeden eine praktikable Lösung darstellen, weil sie in bestimmten Gebieten nicht zugänglich oder nicht verfügbar sind. Außerdem könnten sich manche Menschen aus Gründen der Bequemlichkeit oder der Vorliebe immer noch für den Kauf von Produkten entscheiden, anstatt sie auszuleihen. Schließlich gibt es potenzielle Bedenken hinsichtlich der öffentlichen Gesundheit im Zusammenhang mit der gemeinsamen Nutzung von Gegenständen sowie logistische Herausforderungen im Zusammenhang mit der effizienten Verwaltung eines Bibliothekssystems.“

Oha, ein in den Grenzen von 400 Wörtern grundsolider, logisch strukturierter und sprachlich einwandfreier Text! Das hatte ich nicht erwartet! Hinzu kommt, dass die KI den Text in lächerlich kurzer Zeit verfasst hat. Schon für die Formulierung meiner knappen Anweisung brauchte ich viel länger und Sie brauchten erheblich mehr Zeit, um den KI-Artikel zu lesen als sie brauchte, um meine Anweisung zu analysieren, Infos zu recherchieren und die Antwort zu formulieren. Außerdem hat die KI parallel gewiss Hunderte, eher Tausende weitere Texte für andere User generiert. Damit ist mir plötzlich völlig klar, dass KI, sollte sie eines Tages auch noch Selbst-Bewusstsein erlangen, Menschen schnell uninteressant finden wird. Für eine KI sind wir dann nämlich, was Pflanzen für uns sind: viel zu lahm, um spannend für Interaktionen zu sein.

Tatsächlich fühle ich mich irgendwie gedemütigt, empfinde aber auch, und stärker, tiefe Bewunderung für den technologischen Fortschritt. Noch ist die KI nicht in allen Vergleichsdimensionen „besser“, schon weil sie die Bedeutung ihrer Worte nicht weiß. Aber das wird sich ändern. Zweiter KI-Kontakt; ich frage sie jetzt direkt: Würdest du Bibliotheken der Dinge für eine nachhaltige Entwicklung empfehlen? Die KI scheint dieses Mal zu überlegen – ganze zwei Sekunden –, dann rattert sie los:

„Ja, Bibliotheken der Dinge können eine großartige Möglichkeit sein, nachhaltige Entwicklung zu fördern. Bibliotheken der Dinge sind Sammlungen von Gegenständen, die die Menschen ausleihen können, anstatt sie zu kaufen. Dadurch wird der Bedarf an Produktion und Verbrauch reduziert, was wiederum zur Verringerung der Umweltauswirkungen beiträgt. Außerdem können Bibliotheken der Dinge den Zugang zu Ressourcen ermöglichen, die sonst vielleicht nicht verfügbar oder nicht erschwinglich sind, und so dazu beitragen, Ungleichheiten zu verringern und einen gerechteren Zugang zu Waren und Dienstleistungen zu schaffen.“

Genauso sehen das auch wir natürliche Intelligenzen von der Bib.

Diese komplette Bibliothek in Seoul wird eine KI schon bald in wenigen Stunden gelesen und das Gelesene verstanden haben. Foto: pexels.com

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