(Mitteleuropa nachts. Im roten Kreis befindet sich Bochum.)
Die Bibliothek der Dinge ist eine Einrichtung, die dazu beitragen soll, Ressourcen, Energie und Geld einzusparen. Diesen Gedanken kann man auch weiterdenken: Vladimir Putin’s Regime hat die Ukraine angegriffen und von Los Angeles bis Lublin greift der Westen zu sanktionierenden Maßnahmen, die Russlands Ökonomie hart treffen sollen, um ihr und damit auch dem russischen Militär den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Diese Sanktionen könnten verschärft werden, das Problem ist nur, dass viele Länder Europas von russischen Energieträgern abhängig sind. Allein Deutschland bezieht ungefähr 55% seines Erdgasverbrauchs, 50% der benötigten Kohle und etwa 35% seines Erdöls aus Russland. Die große Frage ist nun, wie sich Deutschland von diesen Mengen unabhängig(er) machen kann.
Wir hätten da eine Idee, mit der sich mehrere Ziele mittels einer simplen Maßnahme erreichen ließen. Es ist eine Maßnahme, mit der jede Stadt in Deutschland und anderen Ländern (1.) Putin‘s geopolitische Ambitionen schwächen, (2.) ihren Stromverbrauch reduzieren, (3.) die Energiewende und den Klimaschutz vorantreiben, (4.) die Biodiversität erhalten, (5.) Geld sparen und obendrein (6.) die Gesundheit ihrer Einwohner:innen verbessern kann.
Was ist das für eine Maßnahme? Eine Stadt wie Bochum könnte ihre Straßenlaternen nachts abschalten – entweder teilweise oder, besser, zwischen 23:00 und 05:00 komplett. Die nächtliche Straßenbeleuchtung verbraucht rd. 15% des weltweiten Strombedarfs und zählt in jeder Stadt zu den größten Stromfressern. Allein in Bochum leuchten nächtlich ca. 38.000 Straßenlaternen. Würde man sie abstellen, ginge der Stromverbrauch deutlich zurück und mit ihm die Nachfrage nach Energieträgern, die eben auch aus Russland stammen. Wird insgesamt weniger Energie verbraucht, beschleunigt dies die Energiewende, da die Energiemenge, die mit erneuerbaren Energien gedeckt werden soll, geringer wird. Zudem nimmt der CO2-Ausstoß ab und die Stadt spart jährlich viele Millionen Euro, die sie dringend benötigt (je länger die Laternen abgestellt sind, desto höher der Einspareffekt).
Weniger Licht, weniger „Lichtverschmutzung“: Was ist damit gemeint? Jedes Jahr verenden in Deutschland zig Milliarden nachtaktive Insekten an Straßenlaternen, von deren Licht sie geblendet und angezogen werden. Das beeinträchtigt wiederum Pflanzen, die von ihnen (z.B. von Nachtfaltern) bestäubt werden. Zudem enthält Licht, vor allem aus LED-Laternen oft einen hohen Blaulichtanteil. Blaue Lichtwellen stehen im Verdacht, die Schlafqualität zu reduzieren und die Haut altern zu lassen.
Das Unfallrisiko im Verkehr wird nicht zunehmen, zumal der Verkehr nachts ohnehin geringer ist und Autobahnen wie Landstraßen nachts auch nicht beleuchtet werden. Einbrecher haben ebenfalls keinen Vorteil. Nicht ohne Grund finden die meisten Einbrüche nicht nachts, sondern vormittags an Werktagen statt, da die meisten Menschen dann nicht zu Hause, sondern bei der Arbeit sind. Nachts sind dagegen die meisten daheim und für Einbrecher ein Risikofaktor. Zudem ist keine Stadt rechtlich dazu verpflichtet, Straßenlaternen zu betreiben.
Das Abstellen der Straßenlaternen muss keine dauerhafte Maßnahme sein. Eine Maßnahme, die Ressourcen, Energie und Geld sowie weitere wichtige Ziele zu erreichen beiträgt, sollte allerdings recht interessant sein. Bochum könnte sich darum auch fragen, ob sie das Licht ihrer Laternen nicht permanent auf 30% runterdimmt, sobald ihre komplette Straßenbeleuchtung auf dimmbare LED-Laternen umgestellt worden ist.